Die involvierten Personen:

Die Mutter
Der Vater
Das Kind Leo, 4 Jahre alt
Dessen Halbbruder

Vereinbarter Ablauf:
Übergabe um 18.30h am Marktplatz in der Stadt, in der der Vater wohnt

16.47h SMS von Mutter:
„Brauchst du die Kleider die du mir Montag mitgegeben hast wieder?”

17.12h (ich bin gerade von der Arbeit zuhause angekommen, sehe die SMS, kann sie noch nicht lesen, weil gerade ein Anruf der Mutter kommt - Dauer 3:30 min):
„Ich geb dir Leo”
Er redet nicht. Sie erklärt dann, er wolle nicht raus, sie könne ihn nicht anziehen.
Ich sage, er ist immer gern bei mir, bei der Übergabe kommt er immer gleich auf mich zugelaufen und erzählt stolz, dass er Bus gefahren ist usw. → Ich kann mir nicht vorstellen, dass er wirklich nicht zu Papa will. Sie solle ihn deshalb bitte anziehen und herbringen. Sie sagt, der Zug sei schon weg und der nächste auch.
Sie legt auf.

17.16h: Ich rufe zurück (Dauer 2:02 min).
Sie sagt, das wäre jetzt schon öfter passiert, dass er nicht zu mir wolle, „ich schaffe es nicht, ihn anzuziehen”. Ich frage, sie müsse doch eh zum Vereinsabend, sie könne ihn ja wohl schlecht allein zuhause lassen. Sie sagt, der ältere Bruder sei ja noch da. Auf meinen Einwand, dass er ihn wohl kaum allein ins Bett bringen wird, sagt sie, sie sei außerdem „etwas kränklich” und überlege dann eben, den Vereinsabend abzusagen. Sie schaffe es auf jeden Fall nicht, ihn anzuziehen, ich könne ihn ja holen. Sie legt auf.

17.19h: Ich rufe zum zweiten Mal zurück (Dauer 1:10).
Auf meine Frage, ob sie ihn dafür am Montag bei mir abhole, antwortet sie: „Das sehen wir dann.”
Sie legt auf.

Ich beginne, meine Sachen zu packen, um zum Bahnhof zu fahren.

17.25h SMS von Mutter:
„Hol Leo hier ab. Er ist übrigens ganz ruhig geworden, seit ich gesagt habe, dass ich dableibe.”

Ich fahre so schnell ich kann mit dem Rad zum Bahnhof und erwische noch den Zug um 18.01h.
Gegen 18.30h erreiche ich die Wohnung der Mutter. Nach kurzer Wartezeit öffnet sie.

Ich komme hoch, sie steht mit Leo auf dem Arm im Treppenhaus. Ich schau ihn an und begrüße ihn, er lugt unter ihren Armen hervor, ein kurzes Lächeln ist beim ersten Blick auf mich zu sehen. Das verschwindet aber schnell wieder, er sagt „Ich will nicht” und versteckt sich auf ihrem Arm.

Ich warte ein bisschen, rede mit ihm, er will nicht von ihrem Arm. Wir gehen in die Wohnung. Irgendwann sagt er weinerlich zu mir: „Es gibt Maultaschen!”. Ich frage die Mutter, ob es also das sei, was sie ihm erzählt habe, dass er nicht weg wolle. Sie rastet aus und geht mit Leo auf dem Arm auf mich los. Ich bleibe auf dem Boden knien, während sie mich schlägt und kratzt. Ich versuche, ruhig zu bleiben und warte, bis sie fertig ist. Natürlich gibt es großes Geschrei von Leo, woraufhin sie sagt: „Schau, entspricht das etwa dem Kindeswohl?” Das soll offensichtlich heißen: Meine Antwort auf ihr Anwaltsschreiben, dass die jetzige Regelung dem Kindeswohl entspreche und deshalb nicht geändert werden sollte, sei wohl hinfällig, da Leo nicht mehr zu seinem Papa wolle.

Ich sage, jetzt ziehe ich Leo an und gehe. Ich übernehme Leo und versuche, ihn anzuziehen. Er wehrt sich, aber die Hose ist schnell angezogen. Sie will ihn mir, weil er sich eben wehrt, wieder abnehmen, ich lasse es nicht zu. Sie geht erneut auf mich los, ich schiebe sie mit dem Arm zur Seite, schließlich habe ich Leo auf dem Arm. Dabei berühre ich sie mit den Fingerspitzen am Hals. Sie fasst sich an den Hals, sagt, ich hätte sie geschlagen und sie gehe zur Polizei.

Ich packe eilig alles zusammen und will gehen, aber als ich die Tür aufmache, will sie mich hindern und versucht, die Tür wieder zu schließen - „Nein, so lasse ich Leo nicht gehen!”. Leo schreit. Die Tür schließt, weil der Türgriff, den ich in der Hand halte, abbricht(!). Ich öffne die Tür mühsam ohne den Griff und gehe mit dem laut schreienden Leo auf dem Arm.

Kaum komme ich aus dem Haus raus, wird Leo ruhig. Er erzählt, er wollte mit irgendwelchen Autos spielen. Wenig später erzählt er von Schokolade, die er von Mama bekommt. Ich gehe zur Haltestelle, Leo ist ruhig, ich ziehe ihn richtig an und frage ihn, ob er der Mama noch am Fenster winken will. Er stimmt zu.

18.47h: Ich rufe sie an, nach einigem Klingeln geht der Bruder ran. Ich erkläre ihm, dass Leo ruhig ist und ich es schön fände, wenn er sich nochmal ordentlich von Mama verabschieden könnte. Ich frage, ob er zur Bushaltestelle sieht. Ich gehe nochmal zurück über die Straße, damit man uns besser sieht, erkenne erst den Bruder, dann auch die Mutter am Fenster, zeige sie Leo und sage, jetzt könne er winken. Er tut das und sagt laut: „Tschüß, Mama!”.

Wir verpassen die Straßenbahn und laufen zum Bahnhof, Leo läuft sogar zunächst alleine neben mir her, die restliche Strecke trage ich ihn. Wir erreichen gerade so den Zug um 19.09h.

Den restlichen Abend ist Leo zufrieden und heiter wie immer. Im Zug schauen wir ein Buch an, er isst eine Brezel, die ich auf der Hinfahrt am Bahnhof gekauft habe. Auf dem Fahrrad beginnt er zu singen. Unterwegs teilt er mit, er wolle noch zu Omi und Opi, „Hallo sagen”. Wir halten auf dem Weg kurz an, er klingelt, sagt laut „Hallo”, begutachtet die Überreste seines Schneemannes von der letzten Woche, wir fahren in die Wohnung, wo wir gegen 21h ankommen (er wollte unbedingt noch den Umweg über den Waldweg fahren).

Es gibt keine weiteren Vorkommnisse, er fährt Bobbycar, wir essen zusammen, er lässt sich problemlos ins Bett bringen, ich singe Lieder und er schläft ein. Bis jetzt (23.37h) schläft er tief und fest.