Wenn ich dazu ermuntere, ohne Anwalt aufzutreten, bedeutet dies nicht ein generelles Anwalts-Bashing. Es gibt Anwälte, die ihren Job gut machen, obwohl die ureigene Aufgabe und Funktionsweise des Anwalts vor dem Familiengericht grundsätzlich kontraproduktiv ist. Dazu empfehle ich mein Referat “Eingriffe des Staates in die Familie”.

Eine Standardsituation, in der Elternteile meist von ihren eigenen Anwälten reingelegt werden, ist der Antrag des anderen Elternteils auf die Übertragung des Alleinigen Aufenthaltsbestimmungsrechtes. Fast alle Fachanwälte/-anwältinnen für Familienrecht meinen dann, dass ihr Mandant entgegenhalten und dasselbe beantragen müsse.
Für mindestens 90% aller Väter endet dies mit dem Verlust des ABR, was ihr Anwalt schon vorher weiß - und trotzdem keine andere Idee hat.
Wir empfehlen immer, dem Aufenthalt des Kindes bei der Mutter vorläufig zuzustimmen, was zwar das Kind bei der Mutter belässt - vorläufig - aber durch das Entfallen des Rechtsschutzbedürfnisses auf Seiten der Mutter bleibt das Gemeinsame ABR erhalten und ein möglicher weiterer Umzug der Mutter ist erschwert. Auch bleibt dann immer noch die Option eines späteren Wechseln in den Haushalt des Vaters.

Gerade habe ich eine Mail zu dieser Situation von einem Vater erhalten, die ich anonymisiert hier einstelle:

“Ich melde mich jetzt erst, da ich, wie soll ich sagen, vor lauter Scherereien mit dem Rechtsanwalt einen Gerichtstermin wegen Kindesunterhalt sogar versäumt hatte.
Ich dachte zuerst, nun ist alles aus, nun habe ich totalen Mist gebaut.
Ich weiß nicht, was da mit mir los war. Aber zuerst sah für mich alles verloren aus.
Aber ich habe mich dann hingesetzt, dem Richter vor Entscheidungsverkündung geschrieben und ihm den Mailverkehr zwischen mir und meinem RA erläutert, dass ich zu keiner Zeit gegen Unterhaltszahlungen für meine Tochter war. Im Gegenteil, mein Anwalt hatte mir dies aber untersagt.
Ich hatte dann letzte Woche ein Gespräch mit der Lehrerin, die daraufhin das Jugendamt der Stadt verständigte.
Vor diesem Termin hatte ich eine Riesen-Angst. Aber ich denke, der Termin lief gut.
Diese Sachbearbeiterin will nun nochmal einen Termin mit mir, um zu besprechen, wie sie mir helfen kann. Sie findet es schlimm, dass eine Mutter auf dem Rücken des Kindes mir das Kind versucht, vorzuenthalten. Es sei zwar gut, dass ich ein 14-tägiges Umgangsrecht habe, aber wenn die Tochter so darunter leidet und in der Schule erzählt, dass sie lieber beim Papa wäre und gerne mehr Zeit bei ihm hätte, dann sollte man dies auch gestatten.
Sie hatte mir zuerst den Vorwurf gemacht, dass ich die Pflicht habe, auch die Arbeitsweise meines RA zu überprüfen. Nachdem ich ihr erklärt hatte, dass ich dies tat und er mir dann schrieb, ich solle aufhören, ihn zu maßregeln, hat sie erst begriffen, was da ablief.
In ihren Augen war es Kindesentzug, da meine Frau ohne mein Einverständnis mit dem Kind aus der Wohnung gezogen ist. Sie begreift nicht, warum mein RA da nichts gemacht hat. Die Begründung, dass es normal sei, dass das Kind bei der Mutter sei, würde sie nicht akzeptieren. Gut sei gewesen, dass ich dem Aufenthaltsort nur bedingt zugestimmt hatte, also vorübergehend, das solle ich auch nicht ändern.
Da wir an dem Tag nach 4 Stunden noch nicht fertig waren, wünschte sie noch einen Termin, um zu schauen, was man tun kann.
Sie stand voll hinter dem Vorschlag, den Erziehungsbericht des Kindergartens anzufordern. Sie konnte auch kaum glauben, dass mein eigener RA dies auch auf mein dringlichstes Verlangen hin nicht getan hatte.
Ich versuche nun, die Unterlagen sauber zu sortieren und bereitzustellen.
Das Gespräch hat mir nun wieder Kraft gegeben.
Sie konnte es auch nicht glauben, dass der Verfahrensbeistand – der „Anwalt des Kindes“ - sich so deutlich zur Mutter hin positionierte.
Auch hätte sie gerne gewusst, was für einen Auftrag der VB vom Gericht bekommen hatte. Es könne ja auch nicht sein, dass ein Familienrechtsanwalt nicht weiß, dass es da Unterschiede gibt.
Sorry, dass es bei mir immer so ein Auf und Ab gibt, aber das alleine durchzustehen, ist manchmal echt schlimm, vor allem, wenn man vom eigenen RA auch noch auf gut deutsch ‘verarscht’ wird.”

Das ist kein Einzelfall.
Geschichten dazu bitte auf krieg um vafk-karlsruhe.de