Mir sind zunächst die Namensnennungen aufgefallen. Fast alle Väter werden nur mit Vornamen genannt. OK. Douglas Wolfsperger als Regisseur natürlich mit voller Namensnennung. Ebenfalls OK. Wohl nach dem Prinzip „viel Feind, viel Ehr“ erhalte ich als Einziger unter den Protagonisten den Vorzug, ebenfalls – wie z.B. Prof. Gerhardt Amendt – mit vollem Namen genannt zu werden.

Dieser Vorzug wird der einzigen Protagonistin vorenthalten. Ihr Name wird gänzlich entfremdet. B.L., die Geigerin vom Karlsruher Staatstheater, war geradezu sendungsbewusst mitteilsam und erhielt deshalb breitesten Raum für ihre Selbstdarstellung. Ich bin wohl einer der sehr wenigen Menschen, die die volle Geschichte kennen, denn ich betreue seit Jahren den Vater ihres ersten Kindes.

Interessant ist ebenfalls, dass B.L. sich vertraglich versichern ließ, dass Douglas Wolfsperger keinen Kontakt zum Vater ihres Kindes aufnehmen darf, was er auch sorgfältig einhielt. Alle männlichen Protagonisten erteilten Douglas aber die Erlaubnis, sowohl mit allen betroffenen Müttern als auch mit dem einzigen erwachsenen Kind Kontakt aufzunehmen. Diese alle verweigerten die Mitarbeit.

So weit stimmt das durchgängige taktische Bild: Frauen wollen nur, wenn es keine Chance zur Relativierung gibt.

Der „unvermeidliche Gerhardt Amendt, Soziologie-Professor an der Universität Bremen, der seit Jahren kübelweise pseudowissenschaftlichen Feministinnenhass ausschüttet“ hat sich doch tatsächlich erkühnt, in der „Welt“ die Abschaffung der Frauenhäuser in ihrer derzeitigen Form zu fordern und zu begründen. Was Frau Louis in ihrer unwissenschaftlich doktrinären, selektiven Sichtweise verschweigt, ist, dass über 60.000 LeserInnen mit einer Quote von über 60% dieser Ansicht zustimmten. Bei einer politischen Wahlentscheidung würde das als ein Erdrutsch bezeichnet werden. Eben diesen Erdrutsch haben wir inzwischen im Bereich der familialen Intervention. Die herrschenden und von Ministerien unter Einsatz von Millionen von Steuergeldern gebutterten Frauen- und Mütterorganisationen spüren das, wollen es nicht wahr haben und wehren sich wie Frau Louis das in ihrem Artikel vorstellt.

Ich sage auch gerne eine Kleinigkeit mehr zu meiner Feststellung, dass sich die Mutter meiner Kinder „selbst verwirklichen“ wollte. Ich hatte Douglas schon die ganze Geschichte erzählt, hatte ihm aber nicht erlaubt, diese im Film zu verwenden. Es war der nötige Schutz, den ich meinen Töchtern zukommen lassen musste und wollte – und natürlich deren Mutter. Auch nach einer gescheiterten Beziehung – und selbst, wenn sich die Mutter absolut daneben benommen haben sollte und nun wirklich keine Schonung verdient hätte – gehört für mich zur Solidarität nach dieser Beziehung, dass die Medien eben nicht bedient werden und dass der Respekt eine Grenze definiert – für mich. Und das muss wohl auch die EMMA respektieren. Nehmen Sie meinen Satz also einfach als ziemlich exakte Analyse ernst. Und wenn sie zu „verwirklichen“ noch gerne ein Adverb hätten: nehmen Sie doch einfach „hemmungslos“ und vielleicht auch „rücksichtslos“. Das passt ganz gut. Besser als die Motorsäge als Charakteristikum für ein mühsam konstruiertes Feindbild.

Frauen definieren sich feministisch gegen Männer. Emanzipierte Männer aber beziehen Frauen mit ein.
Hätte die Schreiberin nicht nur selektiv wahrgenommen, sondern recherchiert, hätte sie feststellen können, dass ihre Äußerung, auch mir sei „das Mysterium Frau unergründlich“ und auch ich wolle alle Frauen „auf den Mond schießen“ eben nur Rhetorik ist. Das Interview mit mir in Arne Hoffmanns Buch „Männerbeben“ trägt die Überschrift „Emanzipierte Frauen sind unsere Partnerinnen und Verbündete“.
Eine Frau wie die von Ihnen zitierte Dr. Anita Heiliger, die lange Jahre bequem von Steuergeldern gelebt hat, gehört allerdings nicht zu meinen Favoritinnen. Sie hat keinen Funken Positives an sich und spuckt so viel Gift und Galle, dass ihr selbst die meisten Frauen nicht mehr zuhören wollen und sie erkühnt sich als Nicht-Mutter, zu definieren, wie in Deutschland Familie zu funktionieren hat.

Frau Heiliger war auch beim Kongress der Frauenhäuser Anfang 2008 in Frankfurt. Dort fiel uns zum ersten Mal deutlich auf, dass wir so sehr gefürchtet werden, dass frau uns maßlos überhöhte. „Der VAfK mit seinem vielen Geld...“ durften wir vernehmen. Ich arbeite seit acht Jahren im Rahmen des VAfK und gebe dafür das aus, was ich als Lehrer verdiene. Ich bin nicht fett mit Steuergeldern geölt wie jede noch so kleine Frauen-für-Frauen-Initiative. Wenn wir dann so monströs bewertet werden, ist das Ausdruck der Angst, mit der bestimmte Frauen uns begegnen. Gut.

Und beim selben Kongress wurde auch der Film „In nomine patris“ gezeigt. Dort vorgestellt hatte ihn Dr. Susanne Heynen aus Karlsruhe. Sie war im Film auch der einzige Studiogast zum Plaudern. Ihre ideologische Extremposition war immerhin in Karlsruhe Grund genug, sie zur Chefin des Jugendamtes zu machen – nein, eben nicht des Mütteramtes. Nur, um klar zu machen, wie das in Deutschland funktioniert.

Vielleicht wollte arte das im März 2005 ausgestrahlte „In nomine patris“-Machwerk wieder dadurch wettmachen, dass sie den „Entsorgten Vater“ mit finanzierten?

Der Artikel in der EMMA benutzt das demagogische Mittel der Selektion.
Richtig: In „nur“ 3 Prozent aller Familienrechtsverfahren wird der Vorwurf des Sexuellen Missbrauchs erhoben. Und das sind über 2 % zu viel – in Realzahlen: Tausende jährlich.
Denn es wurde vergessen, aus derselben Studie zu zitieren, dass dieser erhobene Vorwurf in über 80% aller Fälle erstunken und erlogen ist.

In diesem Fall sieht unser Strafrecht nach § 164 II StGB eine Verurteilung der den Verdacht vorbringenden Person vor. Wenn es darum geht, eine Mutter von einer möglichen Bedrohung durch eine Verantwortungsübernahme im Sinne des § 164 II StGB zu bewahren, werden regelmäßig Begründungen getextet, die eine Abweisung des Strafantrages durch die Staatsanwaltschaft zwingend erscheinen lassen – auch wenn beweisbar ist, dass der Vorwurf der Mutter böswillig und grundlos formuliert wurde.

Ich habe die Gegenprobe gemacht. Als ein Trennungsvater mit gutem Grund gegen den neuen Partner der die eheliche Solidarität brechenden Mutter den Vorwurf des Sexuellen Missbrauchs zu Lasten seines Sohnes erhob, hat eine Amtsrichterin hier aus dem Raum Karlsruhe den Trennungsvater nach § 164 II StGB in einem Strafbefehl dazu verdonnert, 1000 Euro zahlen zu müssen. Ich habe der allgemein als vorbildlich bekannten Richterin die Diskriminierung von Vätern nachgewiesen, was immerhin so schlüssig war, dass sie den Strafbefehl zurück zog. Es wundert nicht mehr, dass sie danach ans Bundesverfassungsgericht berufen wurde.

Auch ein solches Faktum sollte EMMA zur Kenntnis nehmen können.

Ob es nun eine Lida Bach vom Weltexpress, eine Martina Knoben von der SZ oder eine Chantal Louis von der EMMA ist, das Prinzip ist immer das gleiche: Zuerst wird der ideologische Gegner ausgemacht. Dann gibt es nur noch eine Konsequenz: Was kann ich an feministischer Rhetorik bemühen, um aus ein paar Fetzen Sprache und den wenigen Bildern, die ich als Ausgangsmaterial habe, eine Person möglichst pauschal auf der menschlichen Ebene demontieren zu können. Und mit wie viel weiblicher Logik kann ich – feministisch stromlinienförmig ausformuliert – eine Sache prinzipiell niederschwatzen.
Etwas mehr Format möchte ich denjenigen, die sich zu meinen Gegnerinnen stilisieren, eigentlich gerne gönnen.

Bei den Anlässen quer durch die BRD, in denen ich die Gelegenheit habe, mit dem Kinopublikum im Anschluss an entsprechend beworbene Aufführungen des Filmes zu diskutieren, kommen ganz andere Realitäten zum Vorschein. Die Emma-Welt spielt da keine Rolle. Es ist eher klar, dass das kämpferische feministische Konzept zum Randphänomen wird und eine sich trotzig zu Wort meldende Mitarbeiterin irgend einer Frauen-für-Frauen-Steuergeldabschöpferinnenvereinigung isoliert sich entweder schnell selbst oder beginnt endlich wirklich, sich offen auf der sachlichen Problemebene zu bewegen.

Die Frauen selbst sind es, die massenweise mit dem ideologischen Feind nicht mehr den Geschlechterkrieg in den Betten führen wollen. Ganz unfeministisch leben und lieben sie Lebensfreude mit dem angeblichen Klassenfeind und wissen längst, dass die Probleme gemeinsame sind und auch nur gemeinsam gelöst werden können.

Das Problem der EMMA ist, dass sie sich gegen den Erfolg der Emanzipationsbewegung der Männer pauschal wehrt.

Natürlich, das ist Teil der Regeln des Spiels, in dem eine EMMA sich noch als Redaktion halten kann.
Was Frauen selbstverständlich zusteht, ist eine Frechheit, wenn sich Männer erkühnen, dasselbe für sich in Anspruch zu nehmen und wenn sie sich erdreisten, das selektiv sexistisch konzipierte Antidiskriminierungsgesetz grundsätzlich ernst zu nehmen.

Wenn ich aber feststelle, dass die Emanzipation der Frauen wichtig und richtig war, warum kann EMMA nicht einfach zulassen, dass Männer gute Gründe haben, sich auf diese Weise wie heute überall zu lesen, selbst zu definieren, anstatt das, was sie von sich zu halten haben, sich von feministischen Vordenkerinnen vorformulieren zu lassen?

Es würde doch genügen, wenn Sie protestieren, falls ich fordern sollte, dass in Zukunft die Kinder nach Trennung und Scheidung im Gegenzug zu heute zu 90% den Vätern zugesprochen werden. Warum? Weil Mädchen die Gewinnerinnen unseres Schulsystems sind und deshalb die besten Voraussetzungen mitbringen, in Zukunft die besseren und effektiveren Unterhaltsverpflichteten zu sein.
Vielleicht wäre das ein bisschen übertrieben und ich würde sicher verstehen, wenn Sie dann protestieren. So wie auch ich protestiere, wenn ganze Bereiche der familialen Intervention unser Rechtssystem außer Kraft setzen. Gut, mein Grund wiegt ungleich schwerer, aber diese Disbalance würde ich gerne zulassen.

Die „Randgruppe“ der „hoch betroffenen“ Trennungsväter ist inzwischen verdammt hoch. Ich schätze sie realistisch auf über zwei Millionen mit ebenso vielen – meist ebenfalls hoch belasteten – Kindern. In der Schule sitzen diese täglich vor mir. Wenn der Artikel schon am Schluss die Kinder bemüht, möchte ich ebenfalls bescheiden darauf hinweisen.

Die immer wieder in Talkrunden von feministischen Akademikerinnen deklarierten „Einzelfälle“ sind inzwischen ein Massenphänomen. Und Sie, EMMA, könnten sich seriös damit auseinander setzen. Wenn das so geschieht, wie im Artikel gezeigt, wird die Realität jede doktrinäre ideologische Sichtweise ab absurdum führen.

Und um die schwarz-weiße Emma-Welt etwas ins Wanken zu bringen, genügt ein Blick in die Seiten von amazon.de: Meinen Verriss des von Ihnen zitierten Buches von Anita Heiliger bewertete die Geigerin aus dem Film mit: „Dieser Rezension ist nichts hinzuzufügen. Ich kann mich den Ausführungen von Herrn Krieg nur voll und ganz anschließen.“

Und seien Sie versichert, hätte B.L. ein einziges Mal den Mut gehabt, zu einer Aufführung zu kommen, ich hätte mich demonstrativ neben Sie gestellt und wäre Garant einer fairen und respektvollen Auseinandersetzung gewesen.

Und noch eine Verunsicherung der klar in Freundinnen und Feinde geordneten Emma-Welt:
Bis zum 22. August 2007 hatte ich allein in Karlsruhe in 2007 insgesamt 86 Neufälle in der persönlichen Beratung mit einem Anteil von 7 Frauen (8%), bis zum 22. August 2008 waren es in 2008 insgesamt 82 Neufälle mit einem Anteil von 11 Frauen (rund 13%) und bis zum 22. August dieses Jahres hatte ich 103 Neufälle mit einem Anteil von 19 Frauen (rund 19%).

Eines ist sicher, die Realität in den deutschen Familiengerichten hat sich nicht so dramatisch verändert, dass eine explosive Zunahme von Frauen als Beratungsfälle beim „Väteraufbruch für Kinder“ allein dadurch erklärbar wäre. Und bei der Charakterisierung, die mir EMMA andichtet, wage ich im Traum nicht daran zu glauben, dass sich meine Qualitäten als Frauenversteher rumgesprochen haben könnten. Es bleibt eigentlich nur noch, dass der Emma-Welt die Klientel ins feindliche Lager davon läuft.

Aber vielleicht sparen wir uns einfach in Zukunft den sicher auch vergnüglichen Schlagabtausch und gehen gemeinsam an die Arbeit.

Ich stehe zur Verfügung, meine Damen.


Rückmeldungen zur Antwort von Franzjörg:

Auszug aus einer E-Mail v. 25.08.09

Lieber Franzjörg,

...Ich “muss” Dir einfach mitteilen wie toll mir Deine Antwort an die “Emma” gefallen hat. ich gehöre einer Generation an da war “Emma” Pflichtlektüre und ich würde mich aus damaliger Sicht als Feministin nennen. (stutzig wurde ich erst als meine damals kleinen Söhne nicht mit in die Frauenwerkstatt durften, alleine weil sie männlich waren.)...

...Ich weiß dass das stimmt mit den Frauenhäusern. Dort werden systematisch die Frauen gegen die Männer und oft gegen den Vater der Kinder gehetzt. Frauen werden dort geschult wie sie sich bei Gericht verhalten sollen. Ich kenne Frauen die dort aufgehört haben zu arbeiten, weil sie das viel zu einseitig erlebt haben und das nicht weiter mittragen konnten und wollten...

...Nun bin ich selbst “Betroffene” Großmutter und kann fast täglich erleben, und das seit bald 2 Jahren, wie das läuft mit dem “Der entsorgte Vater”. Es wird ja nicht nur der Vater entsorgt, nein, sondern die ganze männliche Seite, wie z. B. die Großeltern. Da ich früher als Feministin auf die Strasse gegangen bin, gehe ich jetzt als “Großmutter” auf die Strasse. Ich erlebe hautnah wie versucht wird, systematisch meine Enkel seinem Vater zu entziehen und natürlich auch uns den Großeltern...

Herzliche Grüße
(der Name ist uns bekannt)

Auszug aus einer E-Mail v. 25.08.09

Sehr geehrter Herr Krieg,

gefällt mir rundum sehr gut, Ihre Antwort an Frau Louis!

Wg. ihres Umfangs wird sie vermutl. nicht veröffentlicht. Obwohl ich sie für besonnener und politisch klüger halte als Douglas W.’s Film (den ich sehr wohl gern gesehen habe und gegenüber Klientinnen und Klienten propagiere)...

...Was Ihnen Anfang 2008 in Frankfurt aufgefallen ist, wurde mir erst jetzt deutlich - als ich den EMMA-Artikel las: Die Väterbewegung erzielt mittlerweile entscheidenden Einfluss. An der Furcht der Fr. Louis lässt sich die familienpolitische Kehrtwende eindrucksvoll ablesen. Gerade weil Louis ja keineswegs auf das Wüstete polemisiert, sondern eine journalistisch durchaus coole Interessenvertretung der Feministinnen formuliert, ist ihre Aufgeregtheit erfreulich.

Noch vor wenigen Tagen haben die NRW-Grünen öffentlich erklärt, Frauen könnten sich von Alice Schwarzer nicht mehr vertreten sehen. Dazu passen Ihre Zahlen im vorletzten Absatz ebenso wie die 60 % der WELT-LeserInnen...

Beste Grüße
(der Name ist uns bekannt)
Diplompsychologe
Antwort